Seit der Eröffnung des Hochdrucklabors steigt die Zahl der überregional zugewiesenen, therapierefraktären Hochdruckpatienten stetig an. Für viele Patienten kann eine Verbesserung des Blutdrucks erreicht werden. Allerdings gibt es auch Patienten, bei denen keine der Maßnahmen zu einer ausreichenden Blutdruckeinstellung führt. Für diese Patienten bietet das Hochdrucklabor die Barostimulation an, ein Schrittmacher, der über die Aktivierung des körpereigenen Blutdruckregulators eine Blutdrucksenkung erreichen kann.
Die Barorezeptoren sind körpereigene Blutdruckregler. Sie befinden sich im Bereich der Halsschlagader. Elektrische Signale werden mit Hilfe dieses Schrittmachers und einer kleinen Elektrode an diese Rezeptoren abgegeben. Die Rezeptoren senden daraufhin Signale an das Gehirn, welche eine Senkung des Blutdrucks veranlassen. Die Grundidee dieser Methode ist nicht neu. Bereits in den 1960er Jahren wurde das Verfahren entdeckt. Seit der Jahrtausendwende war man in der Lage, es technisch umzusetzen. Die ersten Patienten erhalten die Therapie nun schon seit mehr als 7 Jahren. Die Erfahrungen zeigen eine effektive und langfristige Einstellung des Blutdrucks.
Neues minimal-invasives System seit 2011
Ein großer Schritt für die Patienten war die Entwicklung eines minimal-invasiven Systems im Jahr 2011. Hierbei wird eine kleine Elektrode in einem ca. -stündigen Eingriff im Bereich der Halsschlagader platziert. Gemeinsam mit dem Stimulator, der einem Herzschrittmacher ähnelt, kann dieses System Patienten-individuell angepasst werden: nicht nur die Dosis der Therapie, sondern auch eine Anpassung an tageszeitliche Blutdruckschwankungen kann programmiert werden. Bereits während der Operation kann durch Anschalten des Schrittmachers eine Blutdrucksenkung demonstriert werden. Langzeitstudien zeigen, dass 88 % der Patienten mit einer Blutdruckänderung von 20 mmHg und mehr reagieren. Mehr als die Hälfte der Patienten erreichen Blutdruckwerte, die im Normbereich liegen (kleiner 140 mmHg). Einige dieser Patienten können dann auch die Einnahme von Medikamenten reduzieren. In der Folge kann das extreme, blutdruck-bedingte Risiko dieser Patienten für die Folgeschäden wie Niereninsuffizienz, Herzinfarkt oder Schlaganfall reduziert werden.
Die Medizinische Klinik I der St. Barbara-Klinik in Hamm-Heessen verfügt über eine langjährige Expertise bei Schrittmacherimplantation. Bereits seit 2012 implantiert PD. Dr. Jan Börgel Barorezeptorschrittmacher in Kooperation mit Kollegen der Gefäßchirurgie.
Auch bei der Nachbetreuung der Patienten ist die Infrastruktur des Hochdrucklabors bei Barorezeptorpatienten vorteilhaft: Mit Hilfe der Telemedizin können die Patienten durch das Hochdrucklabor poststationär für einen längeren Zeitraum nachbetreut werden. Gerade für die Barorezeptorstimulation ist dies vorteilhaft, da die häuslichen Blutdruckwerte nach Programmierung des Schrittmachers über das Internet mitverfolgt (gesichertes Cloud-System) und Anpassungen des Systems vorgenommen werden können.